Am 01. Mai 2017 startete das EU-Projekt »The Demonstration of Waste Biomass to Synthetic Fuels and Green Hydrogen« (Akronym: TO-SYN-FUEL). Das Horizon 2020 Projekt wird federführend von Fraunhofer UMSICHT Sulzbach-Rosenberg, Abteilung Energietechnik gemeinsam mit weiteren Partnern durchführt.
Das Projekt hat ein Volumen von insgesamt über 14 Mio. Euro und eine Laufzeit von 48 Monaten. Das Vorhaben soll zeigen, wie aus Restbiomasse (in diesem Fall Klärschlamm) erstmalig dezentral flüssige, synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff hergestellt werden kann.
Hintergrund und Motivation
Millionen Tonnen organischer Abfälle (biogene Rest- und Abfallstoffe) aus verschiedenen Sektoren landen heute weltweit auf Deponien oder werden verbrannt. Dies führt zu signifikanten Mengen an Treibhausgasemissionen und entsprechenden Luft-, Boden- und Wasserverschmutzungen.
Im Projekt TO-SYN-FUEL sollen solche Abfallstoffe aus Biomasse (z.B. organische Abfälle wie Bioabfälle, anaerobe Gärreste und getrockneter Klärschlamm) mit Hilfe einer Kombination von verschiedenen Technologien entsorgt und verwertet werden. In einer neu entwickelten Großanlage werden sie in nachhaltige Biokraftstoffe, grünen Wasserstoff und Biokohle umgewandelt.
Ausgangslage
- Die EU strebt bis 2050 eine 60%ige Verringerung der verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 an.
- Der Anteil CO2-emissionsarmer nachhaltiger Flugkraftstoffe soll 40% betragen
- Biokraftstoffe der ersten Generation (»Biodiesel«) sind ökologisch und sozial nicht nachhaltig, weil der Anbau von Energiepflanzen mit der Nahrungsmittelproduktion konkurriert
- Die Nutzung fortschrittlicher Biokraftstoffe auf Basis von lignocellulosehaltiger Biomasse aus biogenen Reststoffen ist industriell noch nicht verfügbar
- Biochemische Prozesse wie die Fermentation sind zu langsam und eignen sich schlecht für Rest- und Abfallstoffe, weil diese eine gemischte Zusammensetzung und einen geringen Cellulosegehalt aufweisen
- Thermochemische Prozesse wie Vergasung und Pyrolyse sind in Bezug auf die Einsatzstoffe flexibler, können aber bislang nur in großen zentralen Anlagen kostengünstig durchgeführt werden
Ziele im Projekt
- Demonstration der technischen Machbarkeit und Kostenwettbewerbsfähigkeit einer Bioenergie-Wertschöpfungskette mit einem thermochemischen Kernprozess (TCR-Verfahren)
- Herstellung von grünem Wasserstoff sowie grünen Diesel- und Benzinäquivalenten aus Klärschlamm im Demonstrationsmaßstab
- Validierung der Machbarkeit einer integrierten kleinräumigen Wasserstofftrennung (durch Pressure Swing Adsorption) und vor Ort Aufbereitung der TCR-Produkte im Vergleich zur zentralen petrochemischen Infrastruktur
- Bemessung des möglichen Beitrags zu den EU Zielen für erneuerbare Energien durch Validierung von Abfallrohstoffen für die Herstellung von Kraftstoffen
- Schaufenster für zukünftige nachhaltige Investitionen und Wirtschaftswachstum
- Entwicklung eines Business Case, LCA und Transfer der Ergebnisse