Projekt To-Syn-Fuel
Grünes Benzin aus Klärschlamm: Spatenstich für Fraunhofer-Demonstrationsanlage
Der Startschuss für den Bau einer Großanlage zur Produktion von Biokraftstoffen aus Klärschlamm ist am Mittwoch (7.11.2018) in Hohenburg im Landkreis Amberg-Sulzbach gefallen. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2020 geplant. Zu Gast waren der Landrat des LK Sulzbach-Rosenberg, Richard Reisinger, der 1. Bürgermeister von Hohenburg, Florian Junkes, der Leiter des Fraunhofer Instituts Sulzbach-Rosenberg, Prof. Dr. Andreas Hornung und der Projektleiter TO-SYN-FUEL, Dr. Robert Daschner. Als Ehrengast war auf Einladung des Bauherrn Karl-Heinz Stiegler der ehemalige Rallye-Weltmeister Walter Röhrl zum Spatenstich gekommen.
Die Demonstrationsanlage wird in der Lage sein, pro Stunde 500 kg getrockneten Klärschlamm in rund 50 Liter Biobenzin und Biodiesel umzuwandeln. Sie ist Teil des EU-Projekts »TO-SYN-FUEL«, das vom Fraunhofer Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg geleitet und mit internationalen Partnern umgesetzt wird. Insgesamt stehen 12 Mio. EUR an Fördermitteln der EU bis ins Jahr 2020 zur Verfügung.
Projektziel: CO2-neutraler Kraftstoff - lokal erzeugt
Projektleiter Dr. Robert Daschner sagt zu den Zielen: »Wir wollen eine neue Prozesskette für CO2-neutralen, flüssigen Kraftstoff aus biogenen Reststoffen etablieren - von den Ausgangsstoffen, in diesem Fall Klärschlamm, bis zum normgerechten Diesel und Benzin, das wir ohne Anpassung in herkömmlichen Motoren einsetzen können. Mit dem Demonstrator in Hohenburg wollen wir zeigen, dass unsere Technologie im Industriemaßstab anwendbar ist, und dass der erzeugte Kraftstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden kann.«
Hohenburg bietet zahlreiche Vorteile als Standort für die Fraunhofer-Anlage. Vor Ort besteht jahrelange Erfahrung in der Trocknung und der Handhabung von kommunalem Klärschlamm, die Mengen und Qualität an Einsatzstoff, wie im Projekt gefordert, sind ganzjährig verfügbar. Außerdem entspricht die geografische Lage in der Oberpfalz einem Grundgedanken des Projekts, die Einsatzstoffe dort zu verwerten, wo sie anfallen.
Prof. Dr. Andreas Hornung, Leiter des Fraunhofer Instituts Sulzbach-Rosenberg sagt: »Unser Leitgedanke ist die dezentrale Raffinerie. Das heisst, wir setzen im Vergleich zur petrochemischen Industrie auf vergleichsweise kleine Anlagen, die den Kraftstoff dort erzeugen, wo die Abfallbiomasse entsteht. Dadurch entstehen einerseits weniger Transporte, und gleichzeitig schaffen wir neue Möglichkeiten für die lokale Wertschöpfung, zum Beispiel in den Kommunen oder der Landwirtschaft.«
Synthetische Kraftstoffe, die auf Abfallbiomasse basieren haben zudem den Vorteil, dass die Ausgangsstoffe nicht mit landwirtschaftlicher Nutzfläche für die Nahrungsmittelproduktion konkurrieren.
Hintergrund Fraunhofer TCR-Verfahren
Das von Prof. Hornung gemeinsam mit Fraunhofer und der Fraunhofer Ausgründung »Susteen« entwickelte TCR-Verfahren (Thermo-Catalytic-Reforming) kann neben Klärschlamm eine breite Basis an Biomassen und Reststoffen verwerten, zum Beispiel Holzreste, Gärreste aus Biogasanlagen, Abfälle aus der Getränke- und Papierproduktion oder kommunale Bioabfallfraktionen. Prof. Andreas Hornung: »Die Anlage im TO-SYN-FUEL Projekt stellt einen vorläufigen Höhepunkt meiner Forschung im Bereich der thermochemischen Konversion von Biomassen und Kunstoffen dar. Die eingesetzte Technologie ist nun technisch ausgereift und bereit für die Anwendung im Markt.«
Neben einem hochwertigen Öl als Zwischenprodukt für die Kraftstofferzeugung entstehen beim TCR-Verfahren Produktgas und Bio-Kohle. Diese Bestandteile können für die Energieerzeugung oder als Bodenverbesserer eingesetzt werden. Durch den hohen Wasserstoffanteil des Produktgases ist es zudem erstmals wirtschaftlich möglich, eine Vor-Ort-Hydrierung der Öle durchzuführen und normgerechte Kraftstoffe lokal zu erzeugen.
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