Vom Abfall zum neuwertigen Produkt: Das Chemische Recycling (auch Rohstoffliches Recycling oder Feedstock Recycling) hat das Potenzial - als Ergänzung zum werkstofflichen Recycling -, eine effizientere, rohstoffliche Nutzung von Kunststoffabfällen zu erreichen. Kunststoffe, die derzeit nicht recycelt werden, können so als Alternative zur Verbrennung wiederverwertet werden.
Ziel ist es, die Wertschöpfungskette vom Kunststoffabfall zur recycelten Neuware zu schließen, vor allem auch für sensible Produktbereiche wie Lebensmittelverpackungen oder Spielzeuge.
Von den im Jahre 2017 in Deutschland angefallenen 6,1 Mio t Kunststoffabfällen wurden 2,8 Mio t werkstofflich recycelt. 3,2 Mio t wurden energetisch verwertet, also größtenteils verbrannt. Hauptsächlich waren dies gemischte Kunststoffabfälle und Rückstände sowie Sortierreste aus dem mechanischen Recycling.
Kunststoff-Verunreinigungen verhindern Recycling
Auch Verunreinigungen der Kunststoffe durch Glas, Metalle, Fasern, Holz, Papier, Pigmente, Additive oder Flammschutzmittel erschweren die Rezyklierbarkeit, weil der Anwendungsbereich der erzeugten Rezyklate stark eingeschränkt wird. Besonders in diesen Stoffströmen sollte ein chemisches Recycling in Betracht gezogen werden, denn es bietet die Chance, aus diesen Fraktionen chemische Grundstoffe für die Kunststoffproduktion zu gewinnen. Gelingt die Bereitstellung der Grundstoffe in Neuwarequalität und frei von jeglichen Stör- und Schadstoffen, können Kunststoffprodukte künftig ohne Zyklenbegrenzung wiederverwendet werden.
Technologieüberblick Chemisches Recycling
Mögliche technologische Verfahren für ein chemisches Recycling sind zum Beispiel Lösungsmittel basierte Prozesse wie die Solvatisierung oder Solvolyse, aber auch hydrothermale Mikrowellen sowie thermochemische Prozesse (Pyrolyse, Vergasung). Die Wahl des jeweiligen Verfahrens hängt stark von der Zusammensetzung und der Verunreinigung des Einsatzmaterials ab.
Pyrolyse ermöglicht dezentralen Anlagenbetrieb
Thermochemische Vorgänge bieten sich für besonders stark gemischte und verunreinigte Stoffströme an. Ein Vorteil speziell der Pyrolyse gegenüber der Vergasung ist die Möglichkeit eines dezentralen Betriebs.
Fraunhofer UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg blickt im Bereich der thermochemischen Verfahren auf eine langjährige Erfahrung zurück. Mit der iCycle®-Technologie ist es bereits gelungen, komplexe Stoffströme wie Elektronikschrott und Verbundmaterialien im Demonstrationsmaßstab (70kg/h) umzusetzen und dabei Fasern, Mineralien und Metalle zurückzugewinnen.
Im Bereich der Biomasse-Konversion steht mit der TCR-Technologie eine Plattform für die Synthese von grünem Rohöl für die Kraft- bzw. Wasserstoffproduktion zur Verfügung.
Advanced Recycling
Im Auftrag der Fraunhofer-Gesellschaft erforscht Fraunhofer UMSICHT zusammen mit fünf weiteren Fraunhofer-Instituten im Cluster Fraunhofer CCPE am Beispiel Kunststoff, wie die nachhaltige Transformation einer gesamten Wertschöpfungskette unter Prinzipien der Circular Economy erfolgen kann.
Wir nutzen Advanced Recyclingtechnologien wie physikalische Recyclingtechnik, Solvolyse und Pyrolyse, um aus den branchenspezifischen Lebenszyklen des Kunststoffs Polymere und Monomere zu gewinnen, die sofort weiterverarbeitet und für unterschiedliche Anwendungen eingesetzt werden können. Mittels Feedstocks, Additiven und Katalysatoren stellen wir die passende Testumgebung bereit.