Projektabschluss

Kuwait legt die erste landesweite Abfallwirtschaftsstrategie in der Golfregion vor

Pressemitteilung /

Zum ersten Mal wurde in einem Land der Golfregion eine umfassende landesweite Abfallstrategie entwickelt. Das Projekt wurde von der Umweltbehörde (EPA) von Kuwait in Auftrag gegeben. Über einen Zeitraum von fünf Jahren analysierten das deutsche Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) und seine Partner das Abfallaufkommen und -management sowie die 20 größten Deponien in Kuwait. Die Daten wurden zur Entwicklung der Kuwait National Waste Management Strategy 2040 (KNWMS) verwendet. Sie legt den Umsetzungsplan für die nächsten 20 Jahre fest.

© Fraunhofer UMSICHT
Um die aktuelle Situation zu verstehen, sortierte das Team mehr als 175 gemischte Abfallproben, um ihre Zusammensetzung zu verstehen, und untersuchte 712 Proben auf ihre chemisch-physikalischen Eigenschaften.
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Es wurden ausgefeilte geophysikalische Methoden zur Ermittlung der tatsächlichen Größe von Deponien und eine umfassende Überwachung möglicher Emissionen an diesen Standorten durchgeführt.
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Im Rahmen des Teilprojekts zur Überwachung der Luftqualität wurde ein Netz von 100 elektronischen Online-Nasen in geruchsintensiven Gebieten installiert, wobei der Schwerpunkt auf Abfallentsorgungseinrichtungen lag.

Bereits Ende Mai '24 hat Eng. Sameera Al-Kandari, amtierende Generaldirektorin der EPA, allen beteiligten Behörden in Kuwait das KNWMS offiziell vorgestellt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde das Projektteam um das Fraunhofer Institut UMSICHT mit einer Auszeichnung für den erfolgreichen Abschluss des Projektes geehrt. »Wir möchten uns bei Fraunhofer UMSICHT und seinen Partnern für die lange und fruchtbare Zusammenarbeit bedanken«, sagt Eng. Sameera Al-Kandari, stellvertretende Generaldirektorin der EPA. »Das Ausmaß des eMISK-Projekts ist in der Region beispiellos. Die offizielle Präsentation des KNWMS 2040 vor den kuwaitischen Behörden und der Öffentlichkeit am 28. Mai 2024 ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu seiner Umsetzung in den kommenden Jahren.«

Abfallerhebung und Datenerfassung

Die erste große Aufgabe des Projekts mit dem Namen eMISKWaste (Environmental Monitoring Information System of Kuwait, Domain »Waste«) bestand darin, das aktuelle Abfallmanagementsystem zu verstehen und Abfallmengen und -eigenschaften zu extrapolieren, da es zu Beginn des Projekts nur wenige Berichte und statistische Daten über Abfälle in Kuwait gab. Dazu führte das Team von Fraunhofer UMSICHT 411 Interviews mit Abfallerzeugern und -entsorgern, sortierte 175 Mischmüllproben auf ihre Zusammensetzung und untersuchte 712 Proben auf ihre chemisch-physikalischen Eigenschaften. Das Team fand heraus, dass das Land im Jahr 2017/18 zwischen 37 und 43 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr erzeugte, einschließlich Bodenaushub und Abfälle aus dem Bergbau. »Die gesammelten Daten geben einen guten Überblick über das Abfallaufkommen und die Entsorgungswege des Landes. Diese Daten bilden die Grundlage für alle strategischen Entscheidungen, die die EPA und alle beteiligten Akteure in Kuwait auf der Grundlage unserer Empfehlungen getroffen haben«, sagt Dipl.-Ing. Katharina Reh, verantwortlich für die Abfallerhebung und die Entwicklung des KNWMS. »Allerdings können diese Messungen und Hochrechnungen eine kontinuierliche Abfallerfassung in der Zukunft nicht ersetzen, die ein wichtiger Bestandteil des KNWMS 2040 ist.«

Untersuchung und Überwachung von 20 Deponien

Parallel dazu untersuchten das Fraunhofer-Team und seine Partner die 20 relevantesten Deponiestandorte mit einer Fläche von mehr als 36 km². »Die extreme Größe des Gebietes machte es notwendig, eine integrierte Untersuchungsmethode zu entwickeln, die geophysikalische und geotechnische Methoden kombiniert«, erklärt Projektleiter Dr.-Ing. Peter Degener. Darüber hinaus errichtete das Team Hunderte von Deponiegas- und Grundwassermessstellen, um die Auswirkungen der Deponien auf die Umwelt zu untersuchen. »Wir bewerteten die Auswirkungen jeder einzelnen Deponie auf ausgewählte Schutzgüter: Luft, Grundwasser, Boden und Bevölkerung. Wir haben festgestellt, dass zehn Deponien ein hohes Risiko für mindestens eines dieser vier Güter darstellen. Um sie sicher zu machen, sind eine kontinuierliche Überwachung und in einigen Fällen auch Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Deshalb ist die Umsetzung des KNWMS 2040 so wichtig«, sagt Peter Degener. 

Neu entwickelte Geo-Datenbank

Um die gesammelten Daten aus den Abfallerhebungen und der Deponieerkundung sowie alle zukünftigen Aufzeichnungen zu erleichtern, wurde die bereits bestehende eMISK-Geodatenbank um den Bereich »Abfall« erweitert. Im Rahmen des Projekts wurden 17 neue Web-Anwendungen entwickelt. Diese Anwendungen erleichtern beispielsweise den Datenaustausch zwischen Ministerien, verwalten Behandlungsgenehmigungen oder ermöglichen die digitale Verfolgung von gefährlichen Abfällen.

In einem letzten Schritt wurden die gesammelten Informationen und Instrumente für die Entwicklung der Abfallstrategie selbst verwendet: KNWMS 2040. »Natürlich ist die Strategieentwicklung ein politischer Prozess. Wir liefern und interpretieren die Daten und geben Empfehlungen, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern. So haben wir beispielsweise zwei bis drei alternative Bewirtschaftungsszenarien für jeden der wichtigsten Abfallströme entwickelt, um die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen verschiedener Ansätze aufzuzeigen«, sagt Lena Bersch, Koordinatorin der Strategieentwicklung. »Gemeinsam mit der EPA und den kuwaitischen Interessengruppen haben wir 28 Ziele entwickelt. Eines der Hauptziele ist die drastische Reduzierung der Deponierate durch die Festlegung von Recycling- und Verwertungszielen für Abfallströme wie feste Siedlungsabfälle sowie Bau- und Abbruchabfälle. Aber wir haben uns auch auf andere Abfallströme, die Sanierung von Deponien, die Anpassung der Rechtsvorschriften, den Aufbau von Kapazitäten und die Überwachung konzentriert«.

Einzigartiges Projekt für die gesamte Golfregion

»Wir sind stolz und dankbar für die Möglichkeit, an diesem ehrgeizigen Projekt mitgearbeitet zu haben«, sagt Prof. Dr.-Ing. Matthias Franke, Leiter des Institutsteils Sulzbach-Rosenberg von Fraunhofer UMSICHT. »Das eMISK-Waste-Projekt ist wirklich ein einzigartiges Vorzeigeprojekt in der gesamten Golfregion und darüber hinaus, und wir sind dankbar für die lange und fruchtbare Zusammenarbeit mit EPA, den lokalen Akteuren und unseren Partnern«.

Das Konsortium bestand aus der envero GmbH, dem INFA-Institut, der INTECUS GmbH, der Ramboll Group, der BlackForest Solutions GmbH, der Ingenieurgruppe RUK GmbH, der Nordum Academy und TOMM+C sowie Giscon Middle East und Dar Al Bea'a Environmental Consultants.

Atlas zur Abfallwirtschaft in Kuwait

Der Abfallwirtschaftsatlas von Kuwait, der in englischer und arabischer Sprache erhältlich ist, zeigt einige der wichtigsten Ergebnisse dieses Projekts in informativen und leicht zugänglichen Diagrammen und Zahlen. Er veranschaulicht den aktuellen Stand des Abfallaufkommens und der Abfallbewirtschaftung für alle Abfallarten, von Haushaltsabfällen über Bauabfälle bis hin zu gefährlichen Industrieabfällen und von der Sammlung bis zur endgültigen Entsorgung dieser Abfälle.

Außerdem wird der Umweltzustand von 17 Deponien in Kuwait vorgestellt, einschließlich des Volumens des Deponiekörpers, der Zusammensetzung und des Sanierungsstatus. Auf dieser Grundlage wird ein Blick in die Zukunft geworfen und die Abfallbewirtschaftungsstrategie vorgestellt, mit der künftige Schäden für Mensch und Umwelt vermieden und das Recycling und die Verwertung von Abfällen verbessert werden sollen.

 

Der Abfallwirtschaftsatlas von Kuwait zeigt einige der wichtigsten Ergebnisse des eMISK-Waste-Projekts.

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