Projektabschluss mit Einweihung von Wertstoffinseln und Abfallbehandlungsanlagen

Fraunhofer UMSICHT schließt Projekt zur Verbesserung der tunesischen Abfallwirtschaft ab

Pressemitteilung /

Das Projektkonsortium unter Leitung von Fraunhofer UMSICHT hat die zweite Phase des mehrjährigen Projekts zur Verbesserung der Abfallwirtschaft in Tunesien erfolgreich abgeschlossen. Das Projekt wurde von der bayerischen Staatskanzlei gefördert.

© ANGed
Einweihung der Kompostierungsanlage bestehend aus Belüftungseinheit und Mietenabdeckung aus Gore Tex ®, mobiler Zerkleinerungs- und Trommelsiebanlage und einem Radlader zur Beschickung in Tabarka im Mai 2022.
© ANGed
Der Betriebsleiter der Elektroschrottaufbereitungsanlage in Borj Chakir /Tunis zeigt Projektleiter Dr. Peter Degener (links) aufbereitete Fraktionen.
© Markus Heinsdorff
Die fertiggestellte Wertstoffinsel in Tabarka kurz vor der Einweihung im Mai 2022.

Die Ziele des Projekts waren die Sauberkeit, Abfallbehandlung und die lokale Wertschöpfung (inklusive Schaffung von Arbeitsplätzen) in den drei tunesischen Modellregionen Siliana, Tabarka und Douar Hicher / Tunis zu verbessern. Im Laufe der dreijährigen Projektarbeit wurden dafür folgende Maßnahmen vor Ort umgesetzt: die Installation von je einer Wertstoffinsel pro Gemeinde, die Beschaffung einer kompletten Kompostierungsanlage und die Erweiterung einer Behandlungsanlage für Elektroaltgeräte.

Errichtung von Wertstoffinseln

Die Wertstoffinseln wurden in den drei ausgewählten Gemeinden an für die Anwohner gut erreichbaren zentralen Plätzen von Stadtteilen errichtet. Hier können Restabfälle und Wertstofffraktionen wie z.B. Kunststoffe, Papier und Metalle, aber auch Problemabfälle, wie z.B. Elektroaltgeräte oder organische Abfälle abgeben werden. Die Wertstoffinseln werden aufgrund der frühen Einbindung und Information der anliegenden Anwohner gut angenommen.

Die Wertstoffinseln sind im Besitz der Kommunen, der Betrieb erfolgt durch lokale Vereine, die vorab vom Projektteam geschult wurden. Der Betrieb der Wertstoffinseln soll sich unter anderem durch den Verkauf werthaltiger Abfallfraktionen an Recyclinganlagen finanzieren.

Die Sauberkeit rund um die Wertstoffinseln hat sich augenscheinlich verbessert. Dies führte bereits dazu, dass angrenzende Stadtteile bzw. weitere Gemeinden Interesse an eigenen Wertstoffinseln geäußert haben.

Kompostieranlage in Tabarka

Separat gesammelte organische Abfälle gelangen zukünftig nicht mehr auf Deponien und können bei einer ordnungsgemäßen Behandlung in wertvollen Dünger umgewandelt werden.

Dies soll beispielhaft durch die an die Kommune Tabarka übergebene Kompostierungsanlage gezeigt werden. Dazu wurde eine komplette Kompostierung bestehend aus einem mobilen Zerkleinerer, einer Kompostierungsanlage mit Belüftungseinheit und GoreTex®-Abdeckung für eine geruchsarme Kompostierung, einem mobilen Trommelsieb zur Absiebung des fertigen Kompostes und einem Radlader zur Beschickung der Gesamtanlage geliefert und in Betrieb genommen.

Recycling von Elektroaltgeräten

Eine bestehende Behandlungsanlage für Elektroaltgeräte in Borj Chakir / Tunis wurde mit zusätzlichen Demontagearbeitsplätzen und einer Anlage zur schadlosen Zerlegung von Röhrenbildschirmen ausgestattet.

Eine Schulung der Mitarbeiter in der Aufbereitungsanlage, soll den Betrieb durch bessere Sortierung von Wertstoffen zukünftig lukrativer machen. Im Jahr 2022 reisten Mitglieder des Projektteams mehrmals für den Aufbau, die Inbetriebnahme und Einweihung der Anlagen nach Tunesien. Mehrere Schulungstermine im Projektverlauf flankierten die Aktivitäten als Maßnahme des Wissensmanagements und -transfers.

Eine Abschlussreise Ende Mai 2022 markierte das Ende des Projektes: die Einweihung der Kompostierungsanlage und Wertstoffinsel in der Kommune Tabarka wurde begleitet von Bürgern, der neugewählten Bürgermeisterin, Vertretern aus den Gemeinden, des Governorates Jendouba, dem Direktor und den Mitarbeitern der nationalen Abfallbehörde Agence Nationale de Gestion des Déchets (ANGed) und dem Umweltministerium.

Projektleiter von Fraunhofer UMSICHT Dr. Peter Degener sagt: „Wir arbeiten seit über 4 Jahren mit den tunesischen Kollegen sehr gut zusammen. Und wir hoffen, unsere Arbeit in zukünftigen Projekten fortführen zu können. Beispielsweise besteht in den Gemeinden Bedarf, weitere Wertstoffsammelinseln zu etablieren bzw. das Konzept auf andere Gemeinden zu übertragen. Auch Kompostierungsanlagen werden in vielen anderen Gemeinden dringend benötigt. Zudem bat die ANGed um weitere Unterstützung in der Behandlung von Elektroschrott.“

Das Projektkonsortium bestand neben Fraunhofer UMSICHT aus der WtERT Germany GmbH, der em&s GmbH und der RSL GmbH.

Auf tunesischer Seite wurden die Abfallbehörde ANGed als übergeordneter Projektpartner und die drei Gemeinden Siliana, Tabarka und Douar Hicher / Tunis als Modellregionen eingebunden.

Tunesische Umweltministerin besichtigt Wertstoffinsel

Pressemitteilung 17. November 2022 / Update

Umweltministerin Laila Chikhaoui im Gespräch beim Besuch der Wertstoffinsel in Douar Hicher.

Umweltministerin Laila Chikhaoui besichtigte die erste Wertstoffinsel in Douar Hicher, welche erfolgreich in Betrieb genommen wurde. Dies unterstreicht die Wichtigkeit dieses Projektes für die tunesische Regierung.

Es ist eine von vier Sammelstellen des EGIDD-Projektes, die unter der Projektleitung von Fraunhofer UMSICHT umgesetzt werden. Die Gemeinde Douar Hicher, der Freistaat Bayern und die Nationale Abfallwirtschaftsagentur (ANGed) sind weitere Kooperationspartner. 

Unter den Gästen waren Bürgermeister und Abgeordnete der Gemeinde, der Kommissar der Region und der Generaldirektor der ANGed, sowie Vertreter der Green Heart Association. 

Meilenstein erreicht - Eröffung der ersten Sammelinsel

Pressemitteilung 24. Juni 2021 / Update

Eröffnung der Sortierstation in Siliana mit den tunesischen und deutschen Projektpartnern.
Bewirtschaftete Sammelinseln, an denen Bürger Abfälle und Wertstoffe getrennt abgeben können, sollen die Sauberkeit in den Städten verbessern.

In Tunesien ist UMSICHT als Projektleiter angetreten, um gemeinsam mit den Partnern WtERT Germany, em&s und RSL GmbH die Abfall- und Kreislaufwirtschaft in drei Modellregionen Tunesiens zu verbessern. 

Pilot-Gemeinden erfassen Abfälle

Mit der Eröffnung der ersten Sammelinsel in Siliana ist das Vorhaben in einer entscheidenen Projektphase angekommen. Das Ziel ist es, in den Pilot-Gemeinden Siliana, Tabarka und Douar Hicher die Sauberkeit der Städte zu verbessern. Abfälle können jetzt an kontrollierten Sammelinseln erfasst und abgegeben werden.

Damit wird die getrennte Abgabe von Wertstoffen für das Recycling und die sichere Entsorgung von Schadstoffen zum Schutz der Umwelt und der Menschen realisert. Durch die Bewirtschaftung der Sammelinseln entstehen neue Jobchancen für die Menschen in der Region.

Feierliche Eröffnung der ersten Sammelinsel im Entwicklungsprojekt

Nachhaltige Abfallwirtschaft für Tunesien

Pressemitteilung 11. September 2019

© Wtert Germany GmbH
Die ungeordnete Ablagerung von Abfällen soll im Projekt verbessert werden
© Wtert Germany GmbH
Neue Umladestationen sollen die Sammelquote deutlich steigern und die Deponierung reduzieren.
© Wtert Germany GmbH
Überfüllte, alte Abfalltonnen sollen im Projekt durch saubere, betreute »Wertstoffinseln« ersetzt werden.

Nach der erfolgreichen ersten Phase, die Ende 2018 abgeschlossen wurde, wird die Modernisierung der Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Tunesien mit deutscher Unterstützung fortgesetzt. Unter der Projektleitung des Fraunhofer Institut UMSICHT in Sulzbach-Rosenberg sollen nun neue Arbeitsplätze geschaffen, die unkontrollierte Ablagerung von Abfällen vermieden und damit der Umwelt- und Landschaftsschutz verbessert, Ressourcen zurückgewonnen und vor allem die Reinhaltung der Städte gefördert werden. Ein umfassendes Teilprojekt ist für Wissensaustausch und Schulungsprogramme vorgesehen.

Der bayerische Staatskanzleiminister Dr. Florian Herrmann sagte bei der Überreichung der Förderbescheide: »Nachhaltige Ressourcennutzung sichert Lebensgrundlagen für die Menschen vor Ort. Der Aufbau einer nachhaltigen Abfall- und Kreislaufwirtschaft verbessert die Sauberkeit der Kommunen und schafft durch Recycling weitere Wertschöpfungsmöglichkeiten. Gleichzeitig entstehen neue Arbeitsplätze und Ausbildungsmöglichkeiten, auch für Fachkräfte.«

Drei Modellregionen

In den drei Modellregionen Siliana (in Zentraltunesien, eher ländlich strukturiert), Tabarka (an der nördlichen Mittelmeerküste gelegen und durch Tourismus geprägt) sowie Douar Hicher (im Großraum Tunis mit urbaner Prägung) sollen nun begonnen werden, mehrere Teilprojekte in die Praxis zu führen:

1. Erhöhung der Sauberkeit von Gemeinden durch Aufbau von betreuten Sammelstellen

In allen Modellgebieten sollen betreute Sammelstellen bzw. betreute Containerstandplätze in den Städten errichtet werden, die überfüllte und teilweise unbrauchbare Abfalltonnen mit Schutt und Müll in der direkten Umgebung ablösen. Die sauberen, mit grünen Hecken eingefriedeten "Wertstoffinseln" werden von lokalen Betreibern bewirtschaftet. Die entsprechenden Betreiber- bzw. Geschäftsmodelle werden im Projekt entwickelt.

2. Steigerung der Abfallsammlung durch optimierte Abfalltransporte

Durch den Aufbau einer »Umladestation PLUS« im Großraum Douar Hicher soll eine größtmögliche Reduzierung der zu deponierenden Abfälle erreicht und die Sammelquote deutlich gesteigert werden. Infolge des verringerten Deponieanteils sowie der Wertstoffseparation und des anschließenden Recyclings wird mit einer erheblichen Reduzierung klimarelevanter Emissionen gerechnet.

3. Etablierung einer Kompostierung in Tabarka und Siliana

Das Hinterland der ansonsten touristischen Stadt Tabarka ist landwirtschaftlich geprägt. Aus diesem Grund beläuft sich der Anteil organischer Abfälle auf schätzungsweise 70 Prozent. An einem geeigneten Standort sollen entsprechende Abfälle gesammelt und kompostiert werden. Die Kompostierungsanlage wird im Rahmen des Projekts geplant und errichtet.

4. Sammlung und integrierte Aufbereitung von Elektro- und Elektronikaltgeräten (EAG)

Durch eine separate Sammlung von EAG soll eine Dekontamination des Siedlungsabfalls erreicht werden. Gleichzeitig wird damit die Grundlage geschaffen, werthaltige Ressourcen zurückzugewinnen. Es existiert bereits eine EAG-Verwertungsanlage, die aufgrund der mangelhaften Sammelsysteme aber nicht ausgelastet ist. Im Rahmen des Projekts wird die Anlage ertüchtigt, durch Arbeitsplätze zur manuellen Demontage ergänzt und mit einem Nah-Infrarot-Detektor zur Bestimmung und Sortierung von Kunststoffen sowie einem Wirbelstromscheider zur Separation von Aluminium ausgestattet.

Das Projektkonsortium besteht neben Fraunhofer UMSICHT aus der WtERT Germany GmbH sowie der em&s GmbH und wird durch die Bayerische Staatskanzlei gefördert. Auf tunesischer Seite werden das Ministerium für Lokale Angelegenheiten und Umwelt (MINEAT) sowie die Agence Nationale de Gestion des Déchets (ANGed) als Projektpartner eingebunden.

 

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